Bis zum Jahr 2020 könnte es in Deutschland keine Hornkühe mehr geben. Dabei nehmen die Hörner der Kuh wichtige Funktionen ein und sind keineswegs schmerzunempfindlich. Doch wieso geht der Trend überhaupt zur hornfreien Kuh, sind Kühe mit Hörnern wirklich glücklicher als ihre hornlosen Artgenossinnen und wie steht der Tierschutz zu dem Thema Enthornung von Milchkühen?

Verletzungsgefahr durch Hörner

Nicht die Hörner der Kuh sind das Problem, sondern die moderne Landwirtschaft, bei welcher auf möglichst geringer Fläche ein möglichst hoher Gewinn erzielt werden soll. Somit wird nicht der Stall an die Bedürfnisse der Kuh angepasst, sondern vielmehr die Kuh an den Stall. Zu enge Gänge auf dem Weg zur Melkstation und reine Stallhaltung führen bei Hornkühen zu einem erhöhten Verletzungsrisiko. Bei artgerechter Weidehaltung und großflächig geplanter Stallhaltung, sind Kühe mit Hörnern weder aggressiver noch verletzten sie ihre Artgenossen willentlich mit ihren Hörnern.

Einfluss der Enthornung auf die Kuh

Die Hörner der Kuh sind keinesfalls reine Dekorelemente. Wussten Sie beispielsweise, dass das stark durchblutete und ein Leben lang wachsende Organ mit dem Verdauungstrakt der Kuh verbunden ist und sowohl für die Kommunikation als auch bei der Klärung der Rangordnung eine wichtige Rolle einnimmt? Hornkühe können anhand der Länge ihrer Hörner oftmals schon auf Distanz abklären, wer die ranghöhere ist und ob die Kopfhaltung der Artgenossin auf einen freundschaftlichen Empfang schließen lässt. Wenn es sich nicht um eine bereits hornlose Rasse handelt, werden den Kälbchen oft schon vor der sechsten Lebenswoche die Hornansätze ausgebrannt. Dieser Eingriff hat laut einer Studie der Universität Bern für jedes fünfte Kälbchen Langzeitschmerzen zur Folge.

Der Tierschutz und die Milchkühe

Eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität auf Kosten der Kühe ist aus der Tierschutz-Perspektive heraus mehr als kritisch einzustufen. Es mangelt dabei auf Verbraucherseite an der Aufklärung über den Nutzen der Hörner und aufseiten der Landwirte fehlt die nötige Transparenz, ob sie Hornkühe oder enthornte Kühe halten. Der Bioverband Demeter e. V. setzt sich deshalb für ein Züchter- und Halternetzwerk ein, welches zum einen den Überblick für den Verbraucher erleichtern soll und zum anderen wie eine Art Gewerkschaft für die Halter von Hornkühen fungieren soll. Darüber hinaus gibt es vor allem in Deutschland und in der Schweiz Tierschutzinitiativen zum Wohle der Hornkuh. Hierbei werden die Verbraucher über die Problematik der Enthornung von Kühen aufgeklärt und zugleich wird ihnen die Möglichkeit zur Teilnahme an Aktionen wie Unterschriftensammlungen geboten.